Kostenloser Download von Windows 10 endet diese Woche
25. Juli 2016Zwar ziehen immer noch zwei Drittel aller Administratoren Windows 7 der neueren Version Windows 10 vor. Doch mit dem Ablauf der kostenlosen Upgrades auf Windows 10 Ende Juli 2016 wird die Anzahl der Neueinsteiger bei Windows 10 sich nochmals erhöhen. Vor allem die laut Microsoft besseren Sicherheits-Features sollen zu einem massiven Wechsel auf der Windows-Client-Seite führen. Das stolze Ziel lautet immerhin: eine Milliarde Installationen innerhalb er ersten drei Jahre.
Mit der Akzeptanz von Windows 10 liegt Microsoft etwas im Rückstand – der Grund dürfte beim doch starken Konkurrenzkampf bei Mobilgeräten zu suchen sein. Doch ganz egal, wie viele Verbesserungen Windows 10 mit sich bringt – viele Anwender, vor allem Administratoren, scheuen sich davor, eine derartige Umstellung anzugehen. Denn das betrifft die kritischen Teile der täglichen Aufgabenstellungen.
Nachdem nun Windows 10 fast ein Jahr verfügbar ist, wird Microsoft die Phase der kostenlosen Download-Möglichkeit von Windows 10 zum Ende Juli 2016 beenden. Allerdings sind derzeit – eine Woche vor dem Ende der Aktion – die Download-Server stark belastet (ein entsprechender Aktualisierungsversuch im Testlabor von NT4Admins ist mehrmals abgebrochen). Diese Option hat ja bislang den Anwendern von Windows 7 und 8.1 die Möglichkeit eröffnet, einen kostenlosen Upgrade auf die neueste Version auszuführen. Zudem wird Microsoft die „Get Windows 10“-Applikation auf allen Systemen mit Windows 7 und Windows 8.1 entfernen.
Generell aber hat Microsoft eine Vielzahl von Verbesserungen sowie neue Konzepte in Windows 10 vorgestellt. Ein derartiges Konzept ist „WaaS“ (Windows as a Service). Dieses Konzept ist nun schon ein Jahr alt, und basiert auf einem Abonnement-Charakter. Zudem hat es Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Updates und Aktualisierungen sowie Weiterentwicklungen des Betriebssystems künftig verteilt werden.
Es gibt Stand heute zwei Versionen von Windows 10, die Microsoft unter dem WaaS-Schirm unterstützt: Windows 10 Version 1507 (Betriebssystem-Build 10240.xxx) sowie Windows 10 Version 1511 (Betriebssystem-Build 10586.xxx). Dabei handelt es sich um das allererste Release sowie das November-Update für Windows 10.
Vor dem WaaS-Ansatz wären diese Sicherheits-Updates bei entsprechenden Bedarf monatlich publiziert. Doch generell wären nur gewichtige Fehler und Performance-Probleme außerhalb des „normalen“ Update-Zyklus aufgegriffen worden. Doch nun werden die nötigen Patches sofort aufgespielt – es gibt also kein Warten mehr auf ein womöglich mehrmals verschobenes Servicepack.
Insgesamt soll dieses neue Konzept das Einsetzen von Windows vereinfachen. Bisher mussten man viel Aufwand einplanen, wenn man von einer älteren Windows-Version, wie etwa Windows XP, auf eine neuere, wie zum Beispiel Windows 7, wechseln wollte. Dabei musste man in der Regel das alte System komplett mit dem neuen überspielen. Einen „In-Place-Upgrade“ hat man meist vergebens gesucht. Das wird nun beim WaaS anders; viele Insider sprechen sogar davon, dass man mit Windows 10 zum letzten Mal eine Windows-Version wird installieren müssen.
Das Branch-Konzept von Windows 10
Windows 10 arbeitet mit dem Branch-Ansatz. Dieses Konzept gibt es schon seit einige Jahren; es spiegelt die Art und Weise wieder, wie Windows ursprünglich geschrieben und unterstützt wurde. Ein jedes Release von Windows wurde von einem bestimmten „Branch“ (quasi eine Abzweigung) des Windows-Code abgeleitet. Alle Updates wurden für dieses Release gemacht – solange dieses Release seinen Lebenszyklus nicht abgeschlossen hatte. Vom Prinzip her kommt dieses Konzept auch bei Windows 10 noch zum Einsatz. Doch es wird nun viel deutlicher sichtbar, denn es direkt im „Service-Modell“ für Windows 10 eingebaut. Microsoft hat bei Windows 10 die folgenden Service-Optionen vorgesehen:
Das Windows Insider Program: Es bietet Einblick in die neuen Features noch ehe sie offiziell freigegeben worden sind. Damit möchte Microsoft möglichst aussagekräftiges Feedback zu den vorgestellten Funktionen von Experten – den Windows Insidern – einsammeln. Zudem geht es auch um das Validieren von Kompatibilität mit bestehenden Applikationen und von Hardware-Modulen. Diese Art ist allerdings nur für eine übersichtliche Anzahl von PCs vorgesehen, die in Testumgebungen zum Einsatz kommen.
Der „Current Branch“ (CB): Um neue Funktionalitäten vorzustellen, ehe sie offiziell freigegeben werden und um Feedback dazu einzusammeln ist CB vorgesehen. Sie richtet sich an die typischen „Early Adopters“, an Spezialisten in den IT-Abteilungen und andere Gruppen, die neue Versionen ausprobieren. Auch mit dem CB lassen sich Applikationskompatibilitäten überprüfen. Sie wird allerdings breiter gestreut als es beim Windows Insider Program der Fall ist.
Der „Current Branch for Business“ (CBB): Er ist für die überwiegende Vielzahl der Benutzer in einem Unternehmen beziehungsweise einer Organisation gedacht. Damit lässt sich auch ein stufenweiser Einsatz von neuen Funktionalitäten über eine längere Zeitspanne realisieren.
Der Long-Term Servicing Branch (LTSB): Er ist für spezielle Endgeräte gedacht, wie zum Beispiel Point-of-Sales-Systeme (wie Registrierkassen), Geldautomaten oder auch Geräte, die in der industriellen Fertigung zum Einsatz kommen. Der LTSB stellt eine Version von „Windows 10 Enterprise“ dar, die keine neuen Funktionalitäten mehr bekommt – das ist in den betreffenden Einsatzfelder auch nicht gewünscht – die allerdings für eine sehr lange Zeit mit Sicherheits-Updates und ähnlichen Verbesserungen unterstützt wird. Allerdings darf man eines nicht vergessen. Beim LTSB handelt es sich um ein eigenständiges Windows 10 Enterprise Image, bei dem viele ansonsten bei Windows 10 Enterprise enthaltenen Apps (wie Microsoft Edge, Cortana oder Windows Store) nicht zur Verfügung stehen. Das reduziert die Angriffsfläche der Version und soll eine bessere Stabilität garantieren.
Bislang hat bei WaaS die ursprüngliche Version von Windows 10 (mit der Versionsnummer 1507) in dem bisherigen Jahr seiner „Laufzeit“ sechs kumulative Updates erfahren. Sie haben Sicherheitsprobleme, Fehler und Performance-Beeinträchtigungen adressiert. Bei der Version 1511 von Windows 10 sind sogar schon sieben kumulative Updates eingespielt worden, seit es im vergangenen November freigegeben wurde. Diese Aktualisierungen werden in Form eines regelmäßigen Zeitplans ausgeliefert – typischerweise am „Patch-Dienstag“ eines jeden Monats. Insgesamt haben die freigegebenen Versionen von Windows 10 bisher 13 Systemaktualisierungen in den letzten 12 Monaten erfahren.
WaaS hat aber auch andere Auswirkungen bei Windows 10: Die Apps von Microsoft, die mit dem Betriebssystem ausgeliefert werden, also Tools wie Mail, Calendar, Groove Music oder Movies & TV, können jederzeit und zudem unabhängig von eigentlichen Betriebssystem aktualisiert werden. Eine feste Verbindung mit den Aktualisierungen des Betriebssystems selbst besteht nicht mehr. Das ermöglicht es Microsoft, nicht nur Fehlerbehebungen und Performance-Verbesserungen auszuliefern. Sondern es lassen sich auch neue Features in Form eines Updates einer App über den Windows Store ausliefern.
Künftige Generationen
Das Windows 10 Anniversary Update wird am 2. August 2016 veröffentlicht. Zudem ist aber auch schon die nächste größere Aktualisierung für Windows 10 in der Pipeline. Der Codename dazu lautet Redstone 2; die ersten Builds davon dürften einige Wochen nach der Vorstellung des Anniversary Update erscheinen. Es existiert allerdings noch keine genaue Roadmap, welche neuen Funktionalitäten dabei zu erwarten sind.
Rainer Huttenloher