Drei IT-Missverständnisse aufgedeckt
17. April 2019Wie also können wir in Anbetracht der IT-Lage im Jahr 2019, vor allem bezüglich der Planung von Ressourcen und Budgets anstehender Projekte, bessere Ergebnisse erzielen? Indem wir alteingesessene IT-Annahmen erkennen und neu überdenken?
Die Informationstechnologie (IT) ist seit jeher eine Brutstätte für neue Begriffe, Akronyme und Abkürzungen. Dabei verschärfen wechselnde Fachbezeichnungen die technologische Komplexität immer weiter. Selbst Technikexperten können Schlagwörter verwenden, die für Verwirrung sorgen, kaum aussagekräftig sind oder, noch schlimmer, falsche Vorstellungen vermitteln. Organisationen, die neue Technologien als Innovation und Wettbewerbsvorsprung nutzen möchten, sind hierfür besonders anfällig. Um ein solches Risiko zu minimieren, verlassen sich Ingenieure auf bewährte Prozesse, sogenannte Faustregeln. Das liegt in der Natur des Menschen. Problem dabei aber ist, dass einige dieser Regeln unter Umständen nicht mehr Geltung tragen. Werfen wir einen Blick auf die Dinge, die 2019 neu aufgelegt oder erneuert werden sollten. Wie können wir durch das Ermitteln und Überdenken alteingesessener IT-Annahmen bessere Ergebnisse erzielen?
DevOps ist der treibende Faktor für Containerisierung
Die Containerrevolution geht weiter: 451 Research geht davon aus, dass der weltweite Container-Markt bis 2020 knapp 2,4 Mrd. € wert sein und also großes Potential darstellen könnte. Es gibt jedoch noch viel Verwirrung in Bezug auf DevOps und Container. Die Begriffe werden häufig synonym verwendet, obwohl sie eine unterschiedliche Bedeutung haben. Auch wenn die meisten Anbieter in Bezug auf DevOps über Prozesse und Tools sprechen, geht es stattdessen um Menschen und einen wesentlichen kulturellen Wandel. Es geht um eine veränderte Einstellung, die monolithische Wasserfalloperationen ablehnt und zu schnellen Bereitstellungen, Feedbackschleifen und omnipräsenter Überwachung ermutigt. DevOps-Projekte sind in kleinere Einheiten unterteilt, die eine iterative Arbeitsweise begünstigen. Das Ziel ist die Beschleunigung der Konfigurationsänderungsrate, die Optimierung von Prozessen und die Bereitstellung optimierter Support-Dienste. Wenn man von DevOps überzeugt ist, ist das natürlich gut, Voraussetzung aber bleibt, dass das gesamte Team mitzieht.
Container im Gegenzug sind eine technische Lösung, um die Portabilität der Arbeitslast zu vereinfachen, mehr Flexibilität zu bieten und Kosten in allen EDV-Umgebungen zu senken. Es handelt sich um ein Tool, nicht um „DevOps in a Box“, und „Tools“ sind in der IT beheimatet. Der immense Druck, um die strikten Ziele für den digitalen Wandel zu erreichen, beflügelt die Containerrevolution und wird in zahllosen DevOps-Lernveranstaltungen offenbar. Container-Bereitstellungen helfen Entwicklern nicht nur, schneller voranzukommen und am Infrastrukturmanagement mitzuwirken, sondern unterstützen diese auch dabei, auf kosteneffizienteste Weise und bei Bedarf zu einer zusätzlichen Technologiefunktion zu werden. Kosteneffizienz ist der wahre Auftrag der IT, nicht Innovation.
Container sind nur kleine virtuelle Maschinen
Eine weitere Fehlvorstellung zum Umstieg auf Container ist, dass Unternehmen keine so genannte „VM Tax“ mehr bezahlen müssen. Unternehmen, die Kosten leid sind, welche bisweilen mit dem Vendor Lock-in einhergehen, sind häufig davon überzeugt, dass sie durch den Umstieg mit ihren Anwendungen auf Container automatisch mehr Kosten einsparen werden als in Zusammenarbeit mit Dritten bezüglich der Virtualisierung. Diese tendenzielle Vorstellung von Containern als kleine virtuelle Maschinen stimmt schlichtweg nicht. Virtualisierungsinfrastrukturen schaffen Portabilität, da die größtenteils physische Infrastruktur wie zum Beispiel Server, Rechner und Speicher virtualisiert wird. Mit Containern lautet das Ziel Flexibilität und Nutzung der Orchestrierung.
Es geht darum, alle Ressourcen als kurzlebige Ressourcen wahrzunehmen, die bei Bedarf hinzugezogen werden können. Container bauen auf dem wahren Wert der Cloud auf und erzielen einen besseren Kompromiss zwischen Erschwinglichkeit und Funktionalität. Dadurch können sich Technikexperten leichter mit der gängigen Annahme zurechtfinden, dass das Verschieben und Verlagern bestehender Apps in die Cloud Geld sparen wird. Tatsächlich kann dies zu höheren Kosten führen.
Der Schwerpunkt der Containerstrategie sollte auf der Nutzung von Modularität liegen, sei es in der Cloud oder lokal. Was die Cloud anbelangt, sind Technikexperten daran gewöhnt, einen vielseitigen Satz von Basisdiensten bereitzustellen – Speicher, Computing, Warteschleifen, Nachrichtenübermittlung und Erkennung. Die Cloud bietet die Möglichkeit zur Bündelung – Anwendungen sind bedarfsweise („on demand“) verfügbar, Ressourcen können jedoch auch dynamisch im Laufe der Zeit zugeteilt werden. Container vereinfachen diesen Prozess.
Automatisierung ist das Ende für die IT-Karriere
„Die Automatisierung wird deinen Arbeitsplatz noch überflüssig machen!“ – Wie oft haben wir das schon gehört oder gedacht? Trotz ihres Gestaltungspotenzials gilt die Automatisierung immer noch als Bedrohung für Profis im Technologiesektor. Im Jahr 2019 gehen wir davon aus, dass sich Technikexperten bewusst werden, dass sie sich im Gegensatz zur weit verbreiteten „Angst vor der Automatisierung“ eher in einen Job hineinautomatisieren als aus einem Job herausautomatisieren können. Folglich wird eine drastische Beschleunigung im Bereich der Programmierungskultur in Organisationen zu verzeichnen sein, die bisher noch keine Erfahrung damit hatten.
Viele Technikexperten, die in hybriden Umgebungen arbeiten, befinden sich schon jetzt an der Schwelle zu diesem Umstieg, da ihre Fähigkeiten zur Nutzung von Programmierschnittstellen (API, Application Programming Interface) ihren Fähigkeiten im Umgang mit grafischen Benutzerschnittstellen (GUI, Graphical User Interface) oder Befehlszeilenschnittstellen (CLI, Command-Line Interface) in nichts nachstehen. Für die meisten Admins stellt das Management von Cloud-Arbeitslasten mithilfe von Automatisierung einen bahnbrechenden Fortschritt dar. Den Arbeitstag unter Anwendung neuer Programmierungssuperkräfte zu verbringen, also ist ein weiterer Vorteil.
Da Admins mehr Cloud-Arbeitslasten unterstützen, wird eine größere Zahl von Technikexperten zu verzeichnen sein, die neben den ihnen bereits wohlbekannten GUI- und CLI-Schnittstellen erfolgreich in der Verwendung von API-Schnittstellen sind. Die Definition von Netzwerken, Speicher und Diensten wie auch vieler weiterer Prozesse wie zum Beispiel Containermanagement-Dienste bringt für Admins echte Vorteile mit sich, da diese auch auf Systeme und Infrastruktur fokussiert sind statt nur auf Anwendungen. Ingenieure im Anwendungsbetrieb sind üblicherweise schneller willens, API-basierte Tools zu erlernen, als es bei Teams aus dem Netzwerk- und Speicherbereich der Fall ist. Für Letztere gibt es eine höhere physische Komplexität, auch wenn die Änderungsrate geringer ist als bei Anwendungsbereitstellungen und konfigurationen.
DevOps, Container und Automatisierung bleiben im laufenden Jahr zweifelsohne Schlagwörter, und es ist wichtig, dass Technikexperten die Markttreiber und Vorteile der Nutzung dieser aufstrebenden Technologien wirklich verstehen. Investitionen in Innovation sollten stets auf der Frage gründen, welche Technologien die größte Wirkung zeitigen. Es ist wichtig, den Blick auf betriebsinterne Experten – die Technikexperten – zu richten, um die durch Medien und Vermarkter hervorgerufenen Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und wirklich zu verstehen, welche Investitionen zum digitalen Wandel beitragen werden.
Patrick Hubbard, Head Geek bei SolarWinds