Admin-Tools: Die wichtigsten Plesk-Alternativen im Vergleich
19. Januar 2021Plesk gilt zwar als Marktführer bei den Admin-Tools. Aber es gibt auch Optionen. Im Vergleich müssen cPanel, Froxlor, DirectAdmin und ISPConfig zeigen, was sie als Alternative zu Plesk bieten.
Während der Markt an Administrations-Tools für Webserver und Webhosting-Pakete um die Jahrtausendwende noch recht übersichtlich war, hat sich das zwischenzeitlich geändert. Denn es gibt heute mindestens fünf Verwaltungslösungen, die gerade im deutschsprachigen Raum für ihre praktische Handhabung bekannt – und auch (einigermaßen) beliebt – sind. Neben dem Platzhirsch Plesk (2001) und dem Urgestein“ cPanel (1996) gehören dazu das 2005 entwickelte ISPConfig, DirectAdmin (2003) und das deutsche Froxlor (2010).
Klar ist: In Deutschland ist Plesk mit deutlichem Vorsprung Marktführer. Das fast schon omnipräsente Werkzeug zur Server- und Webspace-Verwaltung hat hierzulande eine ähnliche Marktmacht wie Google bei den Suchmaschinen. Es ist darum gang und gäbe, dass die allermeisten Administratoren überwiegend auch genau mit dieser Software-Lösung arbeiten.
Doch blickt man globaler auf das Thema Web-Verwaltungs-Software, ändert sich dieser Eindruck rasch. Denn ganz so klar wie im deutschsprachigen Raum sind die Verhältnisse international bei Weitem nicht – obwohl Plesk auch hier die Ranglisten anführt.
Ein Beispiel dafür ist cPanel: Das Tool mit dem knackigen Akronym für Control Panel, also Bedienfeld, liegt zwar auch international mit 20 Prozent aggregiertem Marktanteil aller Systeme deutlich hinter Plesk. Doch die beliebte Alternative führt auf anderer Ebene die Liste überraschend an: Schaut man nämlich nur auf die Gesamtheit der weltweit betriebenen Webhosting-Pakete, liegt das Urgestein unter den Admin-Tools mit 50 Prozent Marktanteil vor Plesk, ISPConfig, Froxlor und DirectAdmin. Formulieren wir das in Zahlen, heißt das: Alle sechs Sekunden kommt irgendwo auf der Welt eine weitere Domain auf einem Webhosting-System mit cPanel hinzu!
Im boomenden Markt der B2B-Hostings sind die Kräfteverhältnisse bei einem Blick auf die verwendeten Admin-Tools damit also lange nicht so klar, wie es bei flüchtiger Betrachtung erscheint. Und das wiederum ist mehr als interessant, wenn es um die weitere Entwicklung im deutschsprachigen Raum geht – denn hier ist gerade cPanel als international beliebteste Plesk-Alternative in der Tat noch vergleichsweiße unbekannt.
Wer in Deutschland die Webadministration verantwortet und nicht auf Plesk setzten will, nutzt aktuell eher Lösungen wie Froxlor, ISPConfig oder DirectAdmin. Die haben aber wiederum international nur einen geringen Bekanntheitsgrad – und spielen außerhalb unserer Grenzen faktisch keine Rolle.
Doch woher kommt das? Und was können die Plesk-Alternativen überhaupt? Diesen Fragen sind wir bei Host Europe einmal ausführlich nachgegangen. Die Ergebnisse werden in diesem Beitrag publiziert und dabei auch beantworten, weshalb man in Ländern mit spürbarem Digitalisierungsvorsprung auf eine proprietäre Softwarelösung setzt, die dort als Industriestandard gilt, aber in Deutschland bis jetzt noch weitgehend unbekannt ist.
Admin-Tools im Vergleich
Da der große, komplexe Funktionsumfang Plesks vor allem für viele Kreative, Webdesigner und Freelancer ein Problem mit sich bringen kann, sollten auch Systemadministratoren gut über die potentiellen Alternativen Bescheid wissen, um bei Fragen hilfreichen Input geben zu können. Denn wer heute als Webworker*in individuelle Internetpräsenzen für Kunden erstellt, muss nicht zwingend ein professioneller Webadministrator sein – meist reichen profunde Anfänger-Kenntnisse für die Umsetzung der wichtigsten Kundenaufgaben.
Eine fokussierte, rudimentäre Funktionskonzentration auf das Wesentliche macht darum für viele der ungeübten Anwender einige Plesk-Alternativen interessant, da die Tools sehr gut zu deren Aufgaben und Wissensständen passen. Konkret bedeutet das: Das richtige Admin-Panel sorgt für spürbar leichtere Arbeit, ohne etwaige Einsteiger oder Semi-Professionals gleich zu überfordern.
Die vier Plesk-Alternativen setzen in Sachen Betriebssystem und Serverumgebung nicht denselben Schwerpunkt wie der Platzhirsch. Denn sie laufen meist nur auf Linux- bzw. Unix-Betriebssystemen. International schränkt das allerdings nur die wenigsten User ein, wie besonders die aktuellen Zuwachszahlen bei cPanel zeigen. Und für den typischen Webhosting-Endkunden macht das in der Regel ohnehin keinen Unterschied. Sein Ergebnis bleibt das Gleiche.
Anwendungen: Mit einem Klick Installationen einrichten?
Eine Gemeinsamkeit der Plesk-Konkurrenten ISPConfig und cPanel sind die praktischen Auto-Installer. Wie bei Plesk können hier viele der Webanwendungen per Mausklick einfach und automatisch installiert werden. Ob nun WordPress, Typo3, Drupal, Joomla! oder Magento – das Setup von ganzen Content-Management-Systemen gelingt dem Verantwortlichen fast aufwandslos.
DirectAdmin schafft das leider nicht. Eine Einschränkung, die leider auch Froxlor teilweise teilt. Denn hier klappt die Auto-Installation bisher nur skriptbasiert. Bei der Domainverwaltung können dagegen wieder alle vier bekannten Plesk-Alternativlösungen punkten. Die umfassende sowie sichere Konfiguration gewünschter E-Mail-Konten ist dagegen nirgendwo eine kritische Herausforderung. Wie bereits von Plesk gewohnt, klappt das auch hier bei allen Plesk-Konkurrenten komfortabel.
Individuelle Gestaltung der Benutzeroberfläche
Ein nettes Gadget, auf das viele Nutzer regelmäßig zurückgreifen, sind die „Themes“. Die machen es bei Froxlor, cPanel und ISPConfig möglich, dass die Schriften und Farben der Benutzerfläche, also das Grunddesign, nach eigenen Vorstellungen konfiguriert werden können.
DirectAdmin fällt hier allerdings leider ab, die „nette Spielerei“ zur Individualisierung des Designs funktioniert hier nur sehr beschränkt.
PHP-Versionen: Froxlor und cPanel gleichauf mit Plesk
Geht es um das Einbinden von verschiedenen PHP-Versionen, machen einige der Plesk-Alternativen ebenfalls eine gute Figur – und nehmen es mit Plesk auf. Das gilt insbesondere für cPanel und Froxlor. Hier müssen Sie auch nicht mit Abstrichen rechnen, wenn Sie, etwa nach der Migration eines bestehenden Webprojektes, auf eine bestimmte (ältere) Version der Skriptsprache angewiesen sein sollten.
Bei ISPConfig sieht das etwas anders aus. Für PHP-Versionen vor 3.0.5 gibt es hier Einschränkungen. Ähnliches gilt für DirectAdmin. Vor allem bei paralleler Nutzung mehrerer PHP-Versionen stößt die Alternativlösung an ihre Grenzen.
Plugin-Auswahl: cPanel und Plesk liegen Kopf an Kopf
Wenn es um Erweiterungen geht, bestehen zwischen den Plesk-Alternativen definitiv die größten Unterschiede. Gerade dieser Punkt ist aber bei der Wahl der passenden Konfigurations-Tool-Alternative wichtig. Für ein umfassendes und flexibles kundenorientiertes Arbeiten sollten daher bei der Anzahl verfügbarer Plugins im besten Fall nur wenige Abstriche gemacht werden.
Vor allem bei Froxlor haben sogar erfahrene Web-Administratoren daher leider oft das Nachsehen. Denn hier stehen keine hilfreichen Erweiterungen bereit. Im Zweifel kann einem das beim Kundenumgang schnell „auf die Füße fallen“, da man nicht in der Lage ist, Sonderwünsche zu erfüllen. Ähnlich sieht es auch bei DirectAdmin und ISPConfig aus. Nützliche Plugins gibt es hier zwar, aber leider nicht wirklich in ausreichender Menge. Konkurrenzfähig zu Plesk ist in diesem Bereich somit nur cPanel – für Sie als User steht eine staatliche Anzahl an geprüften und verifizierten Programmerweiterungen bereit.
cPanel im Vergleich die stärkste Plesk-Alternative
Der Grund für die internationale Beliebtheit von cPanel konnte damit wohl nun gut herausgearbeitet werden. Denn blickt man auf die Eigenschaften, die Funktionalität und die Anwendungsvielfalt der Softwarelösung, punktet cPanel neben Plesk objektiv gesehen am stärksten. Das Tool besitzt nicht nur ein optisch und funktional benutzerfreundliches Interface – sondern erlaubt von allen Alternativen trotz der Vereinfachungen auch die breiteste Umsetzung.
Grund genug, dem Urgestein unter den Admin-Tools an dieser Stelle noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Ist es doch das geschickteste Administrationswerkzeug, wenn ohne großartigen serverseitigen Verwaltungsaufwand neue Webseiten kreiert, geplant und erstellt werden sollen.
Dashboard und Bedienstruktur: Einfach und klar
Ein großes Plus bei cPanel ist mit Sicherheit die grafische Benutzeroberfläche. Sie ist nicht nur übersichtlich, sondern durch ihren modularen Aufbau auch ohne große Eingewöhnungszeit verständlich. Die anschaulichen Icons unterstützen die intuitive Bedienbarkeit und den guten Überblick dabei eingängig.
Gerade Einsteiger schätzen dabei genau diese schlanke und funktionale Struktur. Mit deren Hilfe können nämlich neue Kundenprojekte – und die dafür notwendigen Content-Management-Systeme – mit nur wenigen Klicks installiert werden. Dasselbe gilt für die Dateienverwaltung und FTP-Zugänge. Auch hier müssen administrative Laien keine „Versagensängste“ haben, die Umsetzung ist schnell geschafft. Mithilfe des eingebauten Dateimanagers braucht es übrigens nicht einmal einen zusätzlichen Installationssaufwand.
Auch Cron-Jobs unterstützen dabei das einfache Verwaltungsprinzip von cPanel. Wiederkehrende Aufgaben bei einzelnen Projekten können automatisiert werden. Manuelle Eingriffe sind damit überflüssig, die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit profitieren enorm. Ähnliche Automatismen könnten Sie allerdings auch bei Froxlor, ISPConfig und DirectAdmin konfigurieren.
Programmier- und Administrationskenntnisse können zwar auch bei cPanel hilfreich sein, werden aber kaum verlangt. Selbst, wer mehrere Webpräsenzen verwaltet, muss als Admin auf Systemebene keine einzige Textbefehlszeile eintippen.
Dank WHM: Mehr Sicherheit mit weniger Aufwand
Geht es um die professionelle Webspace-Verwaltung, sollte eine Sache keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden: Die Cyber-Sicherheit. Für kreative Webdienstleister kann cPanel auch hier punkten. Denn das Sicherheitskonzept sieht vor, dass die Webspace- und Serververwaltung nicht Hand in Hand gehen. Sie sind vielmehr getrennt und werden über verschiedene Bedienoberflächen gesteuert. Die Sicherheit auf dem Server ist damit hauptsächlich Aufgabe des Webhosters, nicht aber des Webseiten-Dienstleisters oder gar des Endkunden. Viele Probleme werden damit bereits im Vorhinein aus dem Weg geschafft und belasten die Anwender nicht.
Wie das funktionieren soll? Über die Server-Admin-Oberfläche WHM. Der spezielle „Web Hosting Manager“ beinhaltet zahlreiche grundlegende, anspruchsvolle und sehr technische Basiseinstellung, die bereits der Hosting-Anbieter für die entsprechenden Pakete optimal konfigurieren kann – und sollte. Anti-Viren-Sicherheit gehört bei einem gelungenen, verantwortungsvollen cPanel-Hosting somit zu den Grundeinstellungen. Für Webmaster und Paket-Administratoren wird der Aufwand somit deutlich reduziert, ohne dass bei der Sicherheit Abstriche gemacht werden müssen. Dennoch kann man natürlich auch selbst weiterführende benutzerdefinierte Einrichtungen vornehmen, zum Beispiel SSL-Zertifikate installieren oder spezielle Rechte für neue Benutzer festlegen.
Bei cPanel ist zudem ein eingebauter IP-Blocker verfügbar. Das macht das Ausschließen unerwünschter IP-Adressen noch ein wenig komfortabler als bei Froxlor, ISPConfig und DirectAdmin. Denn bei diesen muss stattdessen der „klassische“ Weg über den manuellen Ausschluss per .htaccess beschritten werden. Da Plesk zudem bei der Sicherheit teilweise auf kostenpflichte Erweiterungen setzt, muss sich cPanel gegenüber dem Platzhirsch auch in diesem Bereich nicht verstecken.
Interessant ist darüber hinaus, dass cPanel für die umfassenden Sicherheitseinstellungen einen ganz anderen Schwerpunkt als Plesk setzt. So ist es hier üblich, dass Serveradmin und Webmaster auf die gleiche Oberfläche zugreifen. Neben dem Zugang unterscheidet sich dann nur noch der vom Serveradmin selbst festgelegte Funktionsumfang. Das kann dazu führen, dass deutlich mehr Sicherheitskonfigurationen schlussendlich in den Bereich des Nutzers oder des Endkunden fallen.
Zahlreiche Plugins stehen für cPanel bereit
Wie im Vorfeld gezeigt, konnte cPanel besonders bei den Erweiterungen punkten. Für das Konfigurationstool stehen neben den Hauptfunktionen zahlreiche Plugins von (zertifizierten) Drittanbietern bereit, die bei der Arbeit fast alles ermöglichen. Das Basis-System kann – je nach Projektmanagement – durch das externe Toolkit somit schnell ausgebaut und in seiner Anwendungsvielfalt potenziert werden.
Dass das möglich ist, liegt übrigens hauptsächlich an der “Fanbase“ von cPanel. Um das Administrationspanel hat sich inzwischen eine recht große Community versammelt, die auf professioneller Ebene für eine kontinuierliche Erweiterung der Add-Ons sorgt.
Sparsamer Ressourcenverbrauch
Obwohl sich der Leistungsumfang von cPanel umfangreich zeigt und die Möglichkeiten für den Anwender groß sind, aber gleichzeitig keine Abstriche beim Bedienkomfort gemacht werden müssen, stimmen auch die Performance-Werte des Admin-Tools. Das System wurde nicht nur schlank, sondern vor allem auch auf seine Effizienz hin ausgelegt. Egal über welchen Browser man auf cPanel zugreift: Es zieht es überall nur geringe Ressourcen und lässt somit auf dem Webserver viel Raum für weitere nutzenbringende Installationen.
cPanel: Die Bilanz zum Admin-Tool
Rekapituliert man noch einmal alle relevanten Faktoren und zieht eine abschließende Bilanz, hat sich durchaus eine Sache herauskristallisiert: Wer eine Alternative zu Plesk sucht, sollte über cPanel zumindest Bescheid wissen. Denn hier ist es gut möglich, trotz wenig technischer Expertise – selbst aus der administrativen „Laiensphäre“ heraus – umfassende Webprojekte als Auftragnehmer erfolgreich zu erstellen und gekonnt umzusetzen. Die Entwickler wollten es den Benutzern definitiv einfach machen – und das ist ihnen auch gelungen.
Wer mehr über das Admin-Tool erfahren möchte, sollte einen Blick in das aktuelle cPanel-Workbook des Autors werfen, das kostenlos und ohne Datenabfrage zum Download bereitsteht.
Christian Giegler ist 2nd Level Support-Specialist bei Host Europe in Köln.