Netzwerkautomation: So entlasten moderne Netzwerke die Experten

15. April 2020

Früher war alles viel einfacher: einfache Informationstechnologie, übersichtliche Netzwerke und weniger Daten. Doch immer komplexere IT-Infrastrukturen erfordern auch eine leistungsfähige physische und virtuelle Verbindung der IT-Ressourcen – und dass nicht nur in bisherigen, kabelgebundenen Netzwerken, sondern insbesondere auch in hybriden Netzwerken, Software Defined Networks (SDNs) und SD-WANs.

Heutzutage hängt wirklich alles am Netz, von Serversystemen über Arbeitsplatzrechner bis hin zu den Sensoren der Gebäudetechnik. In komplexen Netzwerken sind jedoch auch die potenziellen Fehlerursachen vielfältiger.

Aufgrund dieser gestiegenen Komplexität werden Unternehmen oftmals gezwungen, eigene Netzwerkabteilungen zu implementieren oder Dienste von Drittanbietern in Anspruch zu nehmen. Doch bereits jetzt sind vielerorts die Grenzen dessen, was Netzwerkexperten leisten können, erreicht – wenn das Unternehmen kein adaptiv automatisiertes Netzwerk implementiert hat.

2nd- und 3rd-Level-Support

Insbesondere der 2nd- und der 3rd-Level-Support kommen an das Ende des Machbaren. Dabei sind weniger vermeintlich fehlende Qualifikationen das Problem, sondern vielmehr die große, und nicht mehr zu bewältigende Flut der täglichen Service-Tickets.
Genauso wie die fehlende Übersicht und Priorisierung der Flut an Support-Anfragen, der Status der Tickets sowie die Geschwindigkeit, mit der diese geschlossen werden können. Infolgedessen werden Fehler nicht rechtzeitig erkannt und deren Behebung verzögert sich erheblich. Und damit bisweilen gesamte Arbeitsabläufe im Unternehmen.

Da das Einstellen zusätzlichen Personals – es sind nahezu keine freien Experten auf dem Markt verfügbar – und das Hinzuziehen weiterer externer Dienstleister steinige Wege sind, zweiteres aufgrund erheblicher zusätzlichen Kosten, bleibt als einzige Alternative, die Fehlersuche der IT-Infrastruktur soweit wie möglich zu automatisieren.

Mittels einer ausgeklügelten, adaptiven Automatisierung können IT-Entscheider mit der technischen Entwicklung Schritt halten. In Zeiten zunehmend komplexer Netzwerke und immer knapperen Personalressourcen führt daran auf lange Sicht kein Weg vorbei.

Dynamische Dokumentation als Basis

Was sind die Bestandteile der adaptiven Netzwerkautomatisierung? Zunächst muss das Netzwerk dokumentiert werden. Hier führt ein entsprechendes System zunächst eine Bestandsaufnahme durch. Um nicht nur den Stand zu einem bestimmten Startzeitpunkt zu erfassen, muss das System jedenfalls dazu fähig sein, eine, sich dynamisch anpassende, Dokumentation durchzuführen.

Diese kann ein komplexes Datacenter spontan dokumentieren und dabei stets den aktuellen Stand abbilden – nicht nur in einer angeschlossenen Infrastruktur, sondern auch im laufenden Datenverkehr: Wie eingangs erwähnt, nicht nur in kabelgebundenen Netzwerken, sondern, physisch wie virtuell, auch bei der adaptiven Netzwerkautomatisierung in hybriden Netzwerken, SDNs und SD-WANs. Die Abfrage kann dabei frei formuliert werden oder in einem bereits vordefinierten Kontext stattfinden, was besonders praktisch ist, wenn Engpässe oder Schwachstellen auch im zeitlichen Verlauf miteinander verglichen werden sollen.

Das Netz erkennt sich selbst

Die Dokumentation ist jedoch nur ein erster Schritt, hin zu einem automatisierten Netzwerk. Der eigentliche Vorteil liegt in der schnellen selbstständigen Erfassung und Diagnose, die es den Netzwerkexperten ermöglicht, Fehler und Performanceprobleme schnell beheben zu können. Hierzu wird die adaptive Netzwerkautomatisierung in die bestehende Incident-Management- beziehungsweise Event-Management-Lösung integriert.

Die Erstanalyse ist dabei vollständig automatisiert. Diagnosen wie die Gerätezustandsüberprüfung, die Link-Performanceanalyse oder die Konfigurationsbasisanalyse werden ohne menschliches Zutun durchgeführt. Dadurch kann das Automatisierungssystem einen Just-in-Time-Prozess auslösen, der im bestehenden Ticketsystem dokumentiert wird. Analysen werden unmittelbar Trigger-gesteuert initiiert. Ist dies nicht möglich, werden die Experten eingebunden.

Runbooks als Schlüssel zur Lösung

Dieses System beruht auf einem Zusammenspiel zwischen Dynamic Maps und Executable Runbooks. Dynamic Maps stellen die Visualisierung und Statuserfassungen des Netzwerks sowie seiner Komponenten dar, in welche die Executable Runbooks, als in jeder Dynamic Map anwendbare interaktive Abläufe, integriert sind.

Sie enthalten Aktionen und Informationen, mit denen komplexe Netzwerkaufgaben durchgeführt werden können und sowohl den automatischen Routinen als auch den IT-Experten zur Verfügung stehen. Mittels Runbooks können die Experten einen Wissenspool schaffen, auf den sie zugreifen können.

Zentraler Wissens-Pool

Oft werden Informationen dezentral abgelegt – und dies auch nicht immer digital. Daher müssen IT-Teams, die einer bestimmte Problemstellung noch nicht begegnet sind, den Lösungsweg jedes Mal erneut erarbeiten. Die Verwendung von Runbooks hingegen schafft eine zentrale Sammelstelle für die entsprechenden Informationen. Weil diese digital vorliegen, und automatische Routinen zur Orientierung dienen, kann durch ihre Verwendung das Netzwerkmanagement weitgehend automatisiert werden – beispielsweise Kommandozeilenoperationen.

Natürlich ist es bei einer adaptiven Netzwerkautomatisierung auch wichtig, dass sie sich in die bestehende IT-Infrastruktur einfügt. Aus diesem Grund müssen Runbooks Datensätze aus Lösungen von Drittanbietern verarbeiten und deren Daten innerhalb der Dynamic Map darstellen können. Beispiele für Runbook-Automatisierungen wären etwa die Ausführung von Traceroute, die Nachverfolgung von Pfaden oder die Analyse des Health Status im Netzwerk.

Support wird entlastet

Ein weiterer Vorteil von Runbooks liegt darin, dass auch weniger qualifizierte IT-Mitarbeiter komplexe Fehlerbehebungen durchführen können: Mit ihrer Hilfe ist nicht immer eine Eskalation zum 2nd- oder 3rd-Level-Support notwendig, denn gewisse Aufgaben können nun vom 1st-Level-Support übernommen werden. Dies spart Zeit und Ressourcen, da weniger Personal mit der Fehlerbekämpfung beschäftigt ist, und bietet nun den Netzwerkexperten mehr Möglichkeiten, sich auf strategisch wichtigere Fragestellungen zu konzentrieren.

Es ist daher im Interesse eines jeden Unternehmens mit einer komplexen IT-Infrastruktur, sich rechtzeitig mit einer adaptiven Netzwerkautomatisierung zu beschäftigen, wie sie beispielsweise NetBrain anbietet. Besonders bei großen Netzwerken lohnt es sich für IT-Entscheider, auf diese Weise ihre IT-Infrastruktur gegen Fehler und Performanceprobleme zu wappnen und den Betriebsablauf abzusichern.

Christian Köckert ist Technical Lead Pre-Sales bei NetBrain.

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