Flexibilität für Archiv-Postfächer bei Exchange 2010 SP1
22. Oktober 2011Mit dem Servicepack 1 für Exchange Server 2010 gewinnt der Einsatz von Archiv-Postfächern deutlich an Flexibilität: Die Archiv-Postfächer müssen nicht mehr auf demselben Server liegen wie die primären Mailboxen. Das ebnet den Weg zur Kombination von Inhaus-Diensten mit Cloud-artigen Angeboten. Ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz der "Personal Archiv" ist die tiefgehende Integration sowohl in Exchange und in Outlook 2010. Das Zusammenspiel mit Outlook 2007 erweist sich dagegen noch als eingeschränkt und die Integration mit Outlook 2011 für den Mac ist dagegen noch nicht vorhanden.
Das Archivieren und die Datenerhaltung im Mailing-Umfeld erweist sich für die meisten Unternehmen als eine große Herausforderung. Gesetzliche Vorgaben gelten dabei als ein Faktor, ein anderer ist die Wichtigkeit der Kommunikation via Email für die meisten Firmen. Microsoft hatte bereits 2005 den Archivierungsdienst Frontbridge aufgekauft, der ein Hosting dieser Dienstleistung bietet.
Doch die Funktionalität des „Personal Archive“ des Exchange Server 2010 ist eine erste Aktivität in das Archivieren von Nachrichten im eigenen Haus. Die Personal Archive deckt die grundlegenden Archivierungsaufgaben ab. Andere Produkte bieten ein Mehr an Funktionsumfang und auch an Flexibilität.
Keine persönlichen Archive für Mac-Outlook
Doch ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz der Personal Archive ist die tiefgehende Integration sowohl in Exchange und in Outlook 2010. Das Zusammenspiel mit Outlook 2007 erweist sich dagegen noch als eingeschränkt und die Integration mit Outlook 2011 für den Mac ist dagegen noch nicht vorhanden.
Bei der ersten Version von Exchange 2010 mussten die Archiv-Postfächer noch in derselben Postfach-Datenbank liegen wie auch das primäre Postfach. Das zieht eine hohe Komplexität nach sich: Angenommen es liegen 1000 Postfächer in einer Postfach-Datenbank und ein jedes besitzt ein Archiv-Postfach, dann liegen in der Datenbank ganze 2000 Postfächer. Dieses Vorgehen war zwar gut zu kapieren und für Microsoft auch einfach zu implementieren – doch als flexibel hat sich dieser Ansatz nicht erwiesen.
In vielen Fällen hat es sich schon bewiesen, dass fehlende Flexibilität den Einsatz bei vielen Anwendern blockiert.
Zudem erwies sich das Zusammenlegen von primären Postfach und Archiv-Postfach als schwierig, wenn es um das Planen der Skalierung für die Postfachserver geht. Einer der großen Vorteile der persönlichen Archive war die Aussage, dass man den Benutzern damit einen viel größeren Archivbereich geben kann. Doch das Umsetzen dieses Versprechens war sehr schwierig – weil eben die primäre und das Archiv-Postfach um die Ressourcen auf demselben Postfachserver konkurrieren mussten.
SP1 für Exchange 2010 bringt Besserung
Mit dem Servicepack 1 für Exchange Server 2010 hat Microsoft diese Einschränkung aufgehoben. Die Postfächer der persönlichen Archive können nun auf beliebigen Postfach-Datenbanken innerhalb der Exchange-Organisation liegen. Sie müssen nicht mehr auf demselben Server liegen oder auch nicht in derselben DAG (Database Availability Group) und auch nicht auf demselben Netzwerk wie das primäre Postfach. Sie müssen sogar nicht einmal mehr auf den Servern im eigenen Haus liegen: Sie dürfen nun sogar auf Exchange Online liegen – nur mehr die primären Postfächer bleiben auf den eigenen Servern – oder umgekehrt.
Angenommen man kann seine Archiv-Postfächer an beliebigen Stellen ablegen – dann stellt sich die Frage, wo man das am besten denn machen soll. Hier gibt es eine sehr flexible Antwort: Das ist vollkommen egal. Aus dem Blickwinkel der nötigen Größe und der Skalierung kann man die Archiv-Postfächer wie gewöhnliche Postfächer behandeln.
Ausgehend vom bereits erwähnten Beispiel mit den 1000 Postfächern, leiten sich folgende Aussagen ab: Angenommen die Benutzer bekommen eine Postfachgröße von 5 GByte für die normalen Postfächer und 25 GByte für die Archiv-Postfächer. Dann resultiert daraus ein Platzbedarf von 5 TByte für die primären Postfächer und 25 TByte für die Archiv-Postfächer – sprich 5 TByte Nachrichtendaten und 25 TByte Archivdaten. Doch man wird nicht von der ersten Minute an die kompletten 25 TByte für die Archivdaten benötigen – es sei denn, die Anwender haben bereits entsprechend große Archive.
Wer Microsofts Planungs-Tool (den “Exchange 2010 Mailbox Server Role Requirements Calculator”) verwendet, der kann diesen Postfächer-satz genauso behandeln, wie er es mit den 2000 Postfächern macht: Einmal 1000 Postfächer mit je 5 GByte an Datenkontingent und 1000 Postfächer mit jeweils 25 GByte.
Dieselbe Regel ist zunehmen, wenn man die Archiv-Postfächer auf dedizierte Server verlagert. Die Empfehlungen von Microsoft für die Hardware sind so heranzuziehen, wie wenn man andere Postfach-Server plant. Mehr zu diesem Tool gibt die zugehörige Blog-Seite. Das Tool lässt sich zudem über die TechNet-Site von Microsoft herunterladen.
Doch eine Sache sollte man dabei bedenken: Dieser vorgeschlagene Ansatz für die Skalierung wird sich in der Praxis meist als zu hoch gegriffen erweisen. Denn die Anwender werden normalerweise nicht so viele Aktionen mit den Archiv-Postfächern anstellen, wie das bei den primären Postfächern der Fall ist. Doch lieber hat man etwas mehr Kapazitäten frei und bewegt sich so auf der sicheren Seite. Nicht dass es dann doch zu Engpässen bei den Archiv-Mailboxen kommt.