Office 365 sorgt für Stau im Netzwerk

26. Juni 2019

Unternehmen reduzieren durch den Einsatz von Office 365 Komplexität und Kosten. Allerdings „verstopft“ die Nutzung von Office 365 unter Umständen das Netzwerk. Wie kann man an dieser Stelle gegensteuern?

Eine aktuelle Studie von TechVaildate (2019 Office 365 Migration Survey) zeigt, dass der Einsatz von Office 365 die Produktivität der Anwender sinken lässt. Zwar entfallen bei der Office-Cloud-Lösung von Microsoft bestimmte Probleme, so wird etwa der Administrationsaufwand gesenkt, die Systembetreuer müssen sich beispielsweise nicht um das Aufspielen der aktuellen Updates kümmern. Teilweise können Server im unternehmensinternen Rechenzentrum eingespart werden. Allerdings berichten 41 Prozent der befragten Entscheider von Engpässen im Netzwerk. Mehr als die Hälfte der Unternehmen war mehrfach pro Tag mit Netzwerkproblemen konfrontiert. Fast zwei Drittel (63 Prozent) klagten über eingeschränkte Funktionalität bei der Zusammenarbeit durch mangelhafte Netzwerkperformance.

Was ist bei diesen Unternehmen schiefgelaufen? Eine mögliche Antwort: Die Firmen fokussieren sich bei den ersten Schritten der Umstellung zu sehr auf die Applikation an sich und migrieren diese in die Cloud. Allerdings ohne sich im Vorfeld ausreichende Gedanken über die Netzwerk- und Sicherheitsanforderungen zu machen. Was während eines POCs (Proof Of Concept), am zentralen Unternehmensstandort nicht auffiel, wird nach dem Roll-out offensichtlich: Office 365 geht mit neuen Anforderungen an Bandbreite und Netzwerkperformance einher, der herkömmliche Netzwerke nicht immer gewachsen sind.

Wenn in der POC-Phase die Niederlassungen oder Zweigstellen nicht eingebunden werden, können etwa die Anforderungen an die vorhandene Netzwerkbandbreite nicht korrekt ermittelt werden. Denn gerade bei Remote-Standorten (Zweigstellen) entsteht „Stau“, wenn Datenströme von Mitarbeitern aus den Niederlassungen über MPLS-Leitungen in die Zentrale geschickt werden, um von dort zu den Microsoft Rechenzentren zu gelangen – um dann den gleichen Weg wieder zurück zum Anwender nehmen zu müssen. Microsoft empfiehlt in seinen Design-Guides aus diesem Grund direkte Internet-Übergänge für den Zugriff auf Office 365. Es wird deutlich, dass die Applikationstransformation nicht losgelöst von Netzwerk- und Sicherheitsanforderungen betrachtet werden darf.

Um entsprechende Kosten (etwa für die Nachrüstung der Netzwerkinfrastruktur) oder gegebenenfalls störende Netzwerküberlastung zu vermeiden, muss die richtige Reihenfolge bei der Einführung beachtet werden. Die Security-Architektur muss dem gestiegenen Netzwerk-Traffic ebenfalls gewachsen sein. Office 365 verlangt parallele Sessions zu den Anwendungen woraus sich unter Umständen Hardware-Investitionen ergeben. Wird man sich dessen zu spät bewusst, sorgen diese Einschränkungen für Verzögerungen und unvorhergesehene Kosten. Machen sich Unternehmen dagegen bereits im ersten Schritt Gedanken, wie ein passendes Netzwerk aussehen muss, lassen sich die Probleme beim späteren Roll-out vermeiden.

Um für die erforderliche Performanz zu sorgen, starten erfolgreiche Migrationsprojekte mit der Transformation des Netzwerks und der Security-Infrastruktur. Lokale Internet-Übergänge – idealerweise mit SD-WAN – sorgen für Geschwindigkeit und halten die Kosten im Rahmen. Wird gleichzeitig eine Cloud-basierte Security-Lösung berücksichtigt lassen sich MPLS-Kosten (Multiprotocol Label Switching) können gegebenenfalls reduziert werden. Das könnte unter Umständen weitere Hardware-Investitionen, etwa in lokale Firewalls, Proxy-Lösungen und Load-Balanceing-Appliances überflüssig machen.

Dr. Bastian Hallbauer-Beutler / fah

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