Fähigkeiten und Prioritäten der Technikexperten von morgen

29. August 2019

Angesichts der technischen Realitäten von heute und der Erwartungen von morgen befinden sich Technikexperten im Jahr 2019 an einem wichtigen Scheideweg, der sie vor selbstkritische Fragen stellt: Sind sie für den erfolgreichen Umgang mit den zunehmend komplexen technischen Umgebungen und aufstrebenden Technologien gewappnet? Verfügen sie über das notwendige Know-how und das erforderliche Training, um selbstbewusst mit technischer Innovation umzugehen? Wie passen ihre persönlichen Ambitionen zu den Erwartungen, die sich am Horizont abzeichnen?

Die neueste Ausgabe des jährlichen IT Trends Report, „Skills for Tech Pros of Tomorrow“, beleuchtet bestehende und neu aufkommende Technologien und stellt sich der Frage, inwieweit sich die Technikexperten von heute dafür gewappnet sehen, nicht nur ihre täglichen Umgebungen, sondern auch ihr persönliches Karrierewachstum zu meistern. Wie schneiden sie ab und was denken sie über die Zukunft?

Neben anderen zentralen Ergebnissen fand der diesjährige Report heraus, dass die Mehrheit der deutschen Technikexperten kein volles Vertrauen darauf hat, über die nötigen Fähigkeiten zu verfügen, um ihre Umgebungen in der nahen Zukunft zu managen – besonders im Hinblick auf neue Technologien. 76 % der befragten Technikexperten sind eigenen Angaben zufolge nicht absolut sicher, alle nötigen Fähigkeiten zu besitzen, um ihre IT-Umgebungen in den nächsten drei bis fünf Jahren erfolgreich zu verwalten.

Bei der Implementierung und Verwaltung bestimmter Technologien bereiten neue Technologien vielen Kopfzerbrechen. Teilweise liegt das daran, dass diese Technologien, die gerade viel Aufsehen erregen, häufig mit hoher Priorität zur Chefsache erklärt werden. Die folgenden drei Technologien werden von Technikexperten am häufigsten als diejenigen genannt, denen sie mit ihren aktuellen Fähigkeiten noch nicht gewachsen seien: Quantencomputer, Blockchain und künstliche Intelligenz (KI). Im kommenden Jahr sollten Technikexperten die Entwicklung neuer Fähigkeiten strategisch angehen und notwendige Schulungen danach priorisieren, welche Anforderungen der tägliche Betrieb und ihre IT-Umgebungen stellen und welche Qualifikationen ihre Karriere vorantreiben können.

Heute und morgen

Technikexperten werden den Ergebnissen des Berichts zufolge weiterhin ihre Fähigkeiten im täglichen Betrieb ausbauen und dabei Bereiche wie Data Science im Blick behalten. Im letzten Jahr legten Technikexperten die Priorität auf Fähigkeiten in den Bereichen System- und Infrastrukturmanagement (57 %), Netzwerkmanagement (47 %) und Bereitstellung hybrider IT (41 %).

Die beiden wichtigsten Fähigkeiten, die sie in den nächsten 3–5 Jahren auszuweiten planen, sind Sicherheitsmanagement (55 %) sowie Bereitstellung, Überwachung und Management hybrider IT (47 %). Dies stimmt damit überein, dass Technikexperten zufolge die Cloud und/oder hybride IT in den nächsten drei bis fünf Jahren der wichtigste Aspekt für den Wandel ihrer Unternehmen sein wird. Zu den größten Herausforderungen durch die hybride IT gehört der Mangel an Kontrolle und Transparenz über die Performance cloudbasierter Anwendungen und Infrastrukturen. Jeder Verlust an Transparenz kann schwerwiegende Folgen haben, die von Netzwerkproblemen über Anwendungsausfallzeiten bis hin zur Unzufriedenheit der Benutzer reichen. Fehlende Einblicke in die Firewall-Leistung können beispielsweise die Bereitstellung kritischer Unternehmensdienste einschließlich der Konnektivität zwischen Standorten verhindern, was das Risiko von Ausfallzeiten erhöht.

Zu den wichtigsten Technologien für ihre Karriereentwicklung in Zusammenhang mit der Transformation von Unternehmen in den nächsten drei bis fünf Jahren gehören den befragten Technikexperten zufolge Cloud und/oder hybride IT (71 %), künstliche Intelligenz (44 %) und Automatisierung und/oder Orchestrierung (51 %). An vierter und fünfter Stelle folgen KI und Software-Defined Networking sowie Speicher und/oder Rechenzentren. Das lässt vermuten, dass Technikexperten sich Gedanken darüber machen, welche Auswirkung neue Technologien auf ihre Karriere haben.
Als Karriereentwicklungsziele für die nächsten drei bis fünf Jahre priorisieren Technikexperten technologische Innovation (56 %) und strategische Planung (55 %). Auch Management-/Führungskompetenzen (People Management) und Projektmanagement gehören zu den fünf wichtigsten Karriereentwicklungszielen für die nächsten drei bis fünf Jahre.

Die Herausforderungen

Technikexperten, die mit geschäftlichen Themen vertraut sind, können genauer nachvollziehen, was ihren Unternehmen wichtig ist – üblicherweise Umsätze zu steigern, Kosten zu senken und Risiken zu minimieren – und wie sich Technologien positiv auf diese drei Leistungsindikatoren auswirken können. Mit diesem Wissen können Technikexperten letztendlich technologische Entscheidungen erfolgreich beeinflussen und ganz nebenbei ihren Lebenslauf aufbessern.

Technikexperten haben eindeutig den Wunsch, ihre Karriereentwicklung in den Mittelpunkt zu stellen, aber Faktoren wie Zeit und Kosten hindern sie daran. Nahezu 8 von 10 der befragten Technikexperten (78 %) geben an, dass sich ihre täglichen IT-Aufgaben in die Zeit ausdehnen, die für die Karriereentwicklung angedacht war. 17 % sagen, dies sei immer der Fall.

Derzeit nehmen Technikexperten an IT-Schulungen und/oder Karriereentwicklungsprogrammen teil, die ein paar Mal pro Jahr (40 %), vierteljährlich (21 %), jährlich (12 %) oder monatlich (12 %) stattfinden. Wenn es allerdings keine Einschränkungen aufgrund des Zeitplans oder des Arbeitspensums gäbe, würden die meisten Befragten (32 %) vierteljährliche Schulungen bevorzugen. Die Schulungen beziehen Technikexperten vorrangig aus folgenden Quellen: Herstellerschulungen (28 %), Branchenveranstaltungen/Messen (21 %) und Online-Communitys/Foren (19 %). Das ideale IT-Schulungsformat wären den Technikexperten zufolge jedoch ganztägige Präsenzschulungen/Benutzerkonferenzen, Webinare oder Onlinekurse im Selbststudium.

Sascha Giese, Head Geek bei SolarWinds

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