HPE Networking: Auf dem Weg zum Powerhouse

12. April 2017

Wie bereits bekannt, wurde Hewlett-Packard 2015 in eine Consumer- (HP Inc.) und eine Enterprise-Company (Hewlett Packard Enterprise / HPE) aufgeteilt. Anderthalb Jahre später sind Konturen und Strategie von HPE als Komplettanbieter von IT-Infrastruktur wesentlich deutlicher zu erkennen.

Doch wie gut ist die Nr. 2 im Netzwerkmarkt nach diesem komplizierten Prozess nun aufgestellt, um auch in diesem Segment gegen Marktführer Cisco zu bestehen und dynamische Newcomer wie Huawei auf Distanz zu halten?

Strategisch gesehen will HPE nach eigener Aussage der führende Anbieter hybrider IT sein, auf Basis einer sicheren, softwaredefinierten Infrastruktur, die sich sowohl für die Rechenzentren von heute als auch für die morgigen Multi-Cloud-Umgebungen und die intelligente Peripherie eignet, die vom Internet der Dinge vorgegeben wird. Die äußeren IT-Trends, die den Weg dorthin bestimmen, sind vor allem:

  • Die Virtualisierung und damit die Flexibilisierung aller IT-Ressourcen, sei es Rechenpower, Speicherkapazität oder Connectivity.
  • Die Hybridisierung der IT-Infrastruktur in eine nach außen hin abgesicherte Kombination aus Vor-Ort- und Cloud-Ressourcen.
  • Die Disaggregation, also Auflösung von starren, proprietären Komponenten einzelner Hersteller in kleinere Bestandteile, die flexibler ausgetauscht werden können.
  • Die Standardisierung von Infrastruktur-Komponenten (Hardware und Software), damit eine Disaggregation überhaupt möglich wird.
  • Die Konsolidierung von IT-Ressourcen in kompakte, hyperkonvergente Komplettsysteme, die eine einfache Bereitstellung und Verwaltung lokaler Ressourcen ermöglicht.
  • Das einfachere Management von IT-Ressourcen, Netzwerken und Anwendungen.

HPE war bereits vor der Aufspaltung der wohl kompletteste Anbieter von IT-Infrastruktur mit einer kaum zu überblickenden Produktpalette. Als Großunternehmen kann man freilich nicht bei jedem neuen Trend vorne mit dabei sein. Doch Schwergewichte wie HPE haben ihrerseits den Vorteil, sich bei Gefahr im Verzug in neue Technologien einkaufen zu können oder mit kleineren Anbietern Kooperationen zum beiderseitigen Vorteil schließen zu können.

Seit der Aufspaltung hat HPE eine ganze Reihe von Unternehmen akquiriert, die deutlich zeigen, dass das Unternehmen die oben erwähnten dominierenden IT-Trends sehr wohl auf dem Radar hat und auf dem Weg ist, etwaige Lücken zu schließen. Von Investitionen und Allianzen im Netzwerkbereich abgesehen, wären hier die Übernahmen von zuletzt Nimble Storage und Simplivity zu erwähnen, der eine ein Pionier in Predictive Flash Storage, der andere ein vielgelobter Anbieter hyperkonvergenter Systeme.

Im Netzwerkbereich hat HPE sein Produktangebot neu geordnet und ebenfalls in den Zukauf von Technologie und in Kooperationen investiert. Durch die Aruba Networks Übernahme vor 2 Jahren hat sich das Netzwerk-Portfolio von HPE zweigeteilt: Einerseits in Produkte, welche Verbindungen zur Peripherie und zur Außenwelt verwalten (Aruba), andererseits das traditionelle Datacenter-Networking, bestehend aus:

  • FlexFabric-Produktlinie abdeckt und immer noch rund 85 Prozent des gesamten Netzwerkmarktes ausmacht;
  • der Altoline-Produktlinie, die sich dem Thema Open Networking widmet;
  • und dem Cloud-orientierten Networking, das HPE durch seine neue Kooperation mit Arista abdeckt.

Im Ethernet-basierten Networking könnte das Produktangebot von HPE in jeglicher Hinsicht kaum kompletter sein: Es deckt LAN-, SAN-, FibreChannel- und WAN-Infrastrukturen ab, schafft Verbindungen zu HPEs Helion Cloud, ist flexibel einsetzbar für Geschwindigkeiten bis 100 GbE, ist mit weitreichenden Management-Kapazitäten inklusive OneView-Integration ausgestattet und unterstützt SDN-Strukturen (Software-defined Networking).

Dieser Bereich sorgt nicht nur für den meisten Umsatz im Netzwerkbereich von HPE, sondern ist auch strategisch eine tragende Säule in ihrer Eigenschaft als „Türöffner“. HPE sorgt deswegen verstärkt dafür, dass die Produkte der FlexFabric-Linie auch in Wachstumsmärkten eine große Verbreitung behalten, wie zuletzt durch das chinesische Joint-Venture H3C. Die Aussichten, dass HPE dank der Flexfabric-Linie auch weiterhin die Nr. 2 im Netzwerkbereich bleiben wird, sind damit durchaus realistisch.

Über die Altoline-Produktlinie erkundet HPE neues Terrain. Die DataCenter-Lösungen können mit verschiedenen Betriebssystemen ausgestattet werden und unterstützen damit die oben erwähnte Disaggregation der Netzwerk-Infrastruktur. Damit eignen sie sich fürs Experimentieren und für untypische und vor allem applikationsnahe Einsatzszenarien inklusive DevOps, Continuous Deployment, Continuous Integration und Continuous Assessment. Hier hat sich HPE durch die Entwicklung des Betriebssystems OpenSwitch, das letzten Sommer an die Linux Foundation übergeben wurde, einiges an Expertise aufgebaut, die sich wahrscheinlich in naher Zukunft als sehr wertvoll erweisen wird.

Durch die aktuelle Allianz mit Arista, dem aufgehenden Stern im Bereich Cloud-Networking, hat sich HPE in eine ausgezeichnete Ausgangsposition gebracht, um den Bereich Connectivity bei hybriden Infrastrukturen zu adressieren. Die Lösungen von Arista sind dank des Betriebssystems EOS sehr vielseitig konfigurierbar und programmierbar, so dass sehr unterschiedliche Problemstellungen im Bereich hybride Cloud gelöst werden können. Der Anwendungsbereich von Arista-Lösungen reicht damit von mittelständischen Infrastrukturen über das Rechenzentrum bis hin zu High-Performance Computing-Anwendungen.
Fazit

Mit diesen drei Standbeinen adressiert HPE auch im Netzwerkbereich praktisch alle oben erwähnten Megatrends der IT: Die Virtualisierung und das vereinfachte Management quer über alle drei Produktlinien, hybride Strukturen und die Cloud über die Arista-Produkte und schließlich die Disaggregation und Standardisierung über die Altoline-Produktlinie.

Sieht man sich das Lösungsangebot von HPE Networking genauer an und lässt man die Aktivitäten des Herstellers in den letzten zwei Jahren Revue passieren, lässt sich eine klare Strategie erkennen: HPE gibt deutlich zu verstehen, dass sein Netzwerkbereich in Zukunft eine Schlüsselrolle spielt und der Hersteller konsequent (und erfolgreich) daran arbeitet, um ihn nachhaltig zukunftsfähig aufzustellen.

Jannis Moutafis

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