Von KMU bis Enterprise: wie IT mit dem Unternehmen mitwächst

13. Juli 2020

Jedes Unternehmen möchte die Weichen auf Wachstum stellen. In der Betriebswirtschaftslehre unterscheidet man verschiedene Formen des Wachstums, aber im Grunde genommen kann man es auf zwei Varianten herunterbrechen: organisches und anorganisches Wachstum. Dabei ist die Art des Wachstums von großer Wichtigkeit für die IT-Abteilung.

Organisch steht für natürlich. In diesem Kontext bedeutet es, dass eine Organisation aus eigener Kraft ihren Umsatz bei höherer Kapazität gesteigert, das Portfolio durch Diversifikation angereichert hat oder neue Märkte erschlossen wurden. Anorganisches Wachstum hingegen ist das Resultat aus Zusammenschlüssen oder Übernahmen, die bekannte „wenn Zwei sich vereinen“ Geschichte.

Organisches Wachstum erfordert keine massiven Veränderungen des Netzwerks oder der Infrastruktur. In den meisten Fällen reicht es vollkommen aus, vorhandene Elemente zu skalieren. Wenn schon beim initialen Design ein Minimum von Logik eingeplant wurde, ist das Skalieren eine nahezu triviale Angelegenheit.
Neue Büros benötigen neue Ausstattung, und der einfachste Weg ist, neue Geräte der bereits bekannten Ausstatter zu besorgen.

Im Bereich des Netzwerks kann man neue Standorte über ein neues Subnetz oder, im schlimmsten Fall, über Adressübersetzung (Network Address Translation, kurz NAT) sowie eine zusätzliche VPN-Strecke anbinden. Clouds können sich im Prinzip von ganz allein in neue Regionen replizieren. Na gut, vielleicht ist es nicht ganz so einfach, aber es erfordert nicht viel mehr als ein paar Mausklicks.

SaaS-Produkte sind vollkommen transparent in ihrer Skalierung. Es liegt in der Verantwortung des Anbieters sicherzustellen, dass ausreichend Ressourcen vorhanden sind und die Anwendung skaliert, solange die Organisation als Kunde für die erweiterte Nutzung zahlt.

Andere, eher traditionelle Werkzeuge sind etwas komplizierter. Manche Lösungen skalieren hoch (Up Scaling), und benötigen lediglich mehr Ressourcen wie z.B. Arbeitsspeicher und Virtuelle CPUS (vCPUs). Andere betreiben das Out Scaling, nutzen also einen dezentralen Ansatz, und manche wiederum nutzen eine Kombination aus beidem. In jedem Fall sollte man darauf achten, dass die Lösung immer noch den gewünschten Durchsatz liefert und zugänglich bleibt, unabhängig von ihrer Einsatzgröße. Andererseits ist es allerdings auch möglich, dass Anwendungen auf KMU geeicht sind, und die unterliegende Architektur keine Skalierung zulässt.

Im Alltag verschwendet ein IT-Team leider viel Zeit mit Feuerlöschen, anstatt Optimierung zu betreiben. In der Wachstumssituation bedeutet dies, dass Kinderkrankheiten viel Zeit benötigen, die man besser in die Konsolidierung investieren könnte.

Anorganisches Wachstum erfordert Konsolidierung

Dinge verändern sich gewaltig bei anorganischem Wachstum. Konsolidierung ist nicht länger nett, sondern unabdingbar. Das „wenn Zwei sich vereinen“-Szenario ist nicht länger romantisch, wenn man es aus dem „zwei Welten kollidieren“-Winkel anschaut. Plötzlich hat man es mit in Wettbewerb stehenden Technologien und inkompatiblen Systemen zu tun.

In den meisten Fällen werden die IT-Teams überrascht und können nicht ausreichend planen. Die Entscheidungen, andere Unternehmen zu akquirieren werden in der Chefetage getroffen und meistens erst bei Vollzug bekannt gegeben.

Kurz danach sieht sich die IT-Herausforderungen wie unterschiedliche Routing-Protokolle, unterschiedliche AD-Forests oder multiple Cloud Anbieter gegenüber, und vorher gab es nur ein einzelnes Deployment. Glücklicherweise gibt es für viele solcher Beispiele Lösungen und Migrations-Werkzeuge, daher kann man diese eher als „nervige Angelegenheiten“ betrachten.

Die echten Trouble Maker: Anwendungen

Anorganisches Wachstum hat meistens exponentiellen Wachstum bei der Anzahl an zu unterstützenden Anwendungen als Begleiterscheinung. Viele Anwendungen sind verdoppelt, und plötzlich gibt es zwei verschiedene Portale für die interne Wissens-Datenbank. Eine davon ist günstiger in der Lizensierung, die andere jedoch viel einfacher zu bedienen. Also, welche wird in die Rente geschickt?

Je grösser ein Unternehmen ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass spezifische Anwendungen benutzt werden, die für das Unternehmen entwickelt worden sind. Zumindest aber werden Standardanwendungen sehr stark angepasst, und Daten zwischen solchen Lösungen zu migrieren kann Monate dauern. Die Zeit hat kein IT-Team.

Genau hier können externe Dienstleister Abhilfe schaffen. Viele Dienstleister sind spezialisiert auf Datenmigration und verfügen über ausreichend Expertise und die Werkzeuge, um solche Aufgaben zu einem relativ problemlosen Prozess zu formen. Zwar können Dienstleister nicht bei der Entscheidung helfen, welche Anwendung behalten wird, aber sie können Optionen bieten. In manchen Fällen lohnt es sich sogar, permanent zweigleisig zu fahren, auch wenn einige Funktionen doppelt vorhanden sind. Wichtig ist jedoch, dass die Anwendungen kommunizieren, aber: Bi-direktionaler Datenabgleich? Dafür gibt es sicherlich eine passende API!

Verfügbarkeit allein ist nicht mehr ausreichend

Ganz generell kann lässt sich sagen, wenn es an das Wachstum in der IT geht, ist Kontrolle über die Umgebung umso wichtiger, je grösser die IT wird. Werkzeuge zum Überwachen und Steuern aller Schichten werden wichtiger, und eine allgemeine Übersicht ist unverzichtbar im Gegensatz zum Blindflug.

In einer eher kleinen Umgebung sind vermutlich nur ein paar Dutzend Anwendungen wirklich wichtig für das Geschäft. Und ein erfahrener Technikprofi weiß, wo diese sitzen und wie sie miteinander agieren. Das Netzwerk und die Infrastruktur zu verwalten ist nicht zu kompliziert, und simple Werkzeuge, die den up/down Status anzeigen reichen aus, um das Schiff auf Kurs zu halten.

Das verändert sich natürlich mit der Größe der Landschaft. Mehr Anwendungen, mehr Standorte, und viel Dynamik im Hintergrund. Die Verfügbarkeit garantieren zu können reicht nicht mehr, schon eine kleine Verzögerung irgendwo kann an anderer Stelle einen Alptraum in der kompletten Anwendungslieferung bedeuten. Größere Unternehmen und Enterprises benötigen sehr viele Metriken und Werkzeuge, die eine adäquate Datentiefe bringen, um Automation zu ermöglichen, und alle Informationen in sinnvollen Dashboards darstellen, um die Zeit bis zur Problemlösung zu minimieren.

Sascha Giese ist Head Geek bei SolarWinds.

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