Cybersecurity-Prognosen für 2026: Fokus auf digitaler Unabhängigkeit

2. Dezember 2025

Die Cybersecurity-Landschaft steht vor tiefgreifenden Veränderungen – so soll 2026 das Jahr der digitalen Unabhängigkeit werden. Vor allem drei Entwicklungen werden 2026 die IT-Sicherheit in Europa maßgeblich prägen – und sie hängen enger zusammen, als viele vermuten.

2026 wird das Jahr der digitalen Unabhängigkeit – und digitale Souveränität ist längst kein politisches Schlagwort mehr, sondern eine geschäftskritische Notwendigkeit. Datenschutzverletzungen, geopolitische Spannungen und die Unsicherheit über Datenzugriffe ausländischer Behörden treiben europäische Unternehmen um. Doch Vorsicht: Nicht jedes „Made in Europe“-Label garantiert echte Souveränität.

Worauf es wirklich ankommt: Die gesamte Infrastruktur muss in Europa betrieben werden, Verträge müssen nach EU-Recht mit unabhängigen europäischen Unternehmen geschlossen sein und es darf keine Abhängigkeiten zu außereuropäischen Mutterkonzernen geben. Nur so lässt sich das Risiko minimieren, dass ausländische Behörden über rechtliche Hebel Zugriff auf Unternehmensdaten erlangen. Besonders kritisch: Viele Anbieter werben mit europäischen Rechenzentren, während die Unternehmensstruktur oder Verschlüsselungsschlüssel weiterhin unter US-Kontrolle stehen.

Gerade im Bereich der Netzwerksicherheit ist echte Souveränität entscheidend. Hier fließen hochsensible Daten über Netzwerkstrukturen, Zugriffsrechte und Schwachstellen zusammen – ein Eldorado für Cyber-Kriminelle und Cyber-Spione. Souveräne Security-Lösungen schaffen hier nicht nur Rechtssicherheit, sondern auch das Vertrauen, das für die digitale Transformation unverzichtbar ist.

SASE erobert den Mittelstand

Secure Access Service Edge (SASE) war lange eine Domäne von Großkonzernen. 2026 wird SASE endgültig im Mittelstand ankommen – und das aus guten Gründen. Die Verschmelzung von Netzwerk- und Sicherheitsfunktionen in einer Plattform löst zentrale Probleme mittelständischer Unternehmen:

  • IT-Fachkräftemangel,
  • komplexe hybride Arbeitsmodelle und
  • begrenzte Budgets.

Ein souveräner SASE-Ansatz bietet dem Mittelstand besondere Vorteile. Statt mehrere Sicherheitslösungen verschiedener Anbieter zu betreiben und zu pflegen, konsolidiert SASE Funktionen wie Firewall, Secure Web Gateway, Zero Trust Network Access (ZTNA) und Cloud Access Security Broker (CASB) in einer einheitlichen Plattform. Das reduziert nicht nur die Komplexität, sondern auch die Angriffsfläche.

Für mittelständische Unternehmen mit begrenzten IT-Ressourcen ist zudem die zentrale Verwaltung entscheidend: Sicherheitsrichtlinien werden einmal definiert und gelten dann unabhängig vom Standort der Nutzer oder Anwendungen. Wenn diese Lösung dann auch noch souverän betrieben wird, entfällt die Sorge um Compliance-Risiken – ein nicht zu unterschätzender Vorteil angesichts verschärfter Regulierung.

Gesetzgebung wird zum Treiber für Sicherheit

Mit der NIS2-Richtlinie und ihrer nationalen Umsetzung erleben wir einen Paradigmenwechsel. Was bisher oft als lästige Pflichtübung galt, wird 2026 zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. NIS2 verpflichtet nicht nur deutlich mehr Unternehmen zu umfassenden Cybersecurity-Maßnahmen, sondern macht erstmals auch das Management persönlich haftbar.

Die Folge: Cybersecurity wird vom IT-Thema zur Chefsache. Unternehmen müssen Risikomanagement-Prozesse etablieren, Lieferketten absichern und Sicherheitsvorfälle melden. Das klingt nach bürokratischer Last, ist aber eine Chance für die gesamte EU. Denn NIS2 hebt das Sicherheitsniveau flächendeckend an und schafft damit resilientere digitale Ökosysteme.

Die drei Entwicklungen greifen ineinander. Souveräne SASE-Lösungen helfen mittelständischen Unternehmen, NIS2-Anforderungen effizient zu erfüllen. Wer jetzt strategisch plant, macht aus regulatorischen Pflichten einen Vorsprung in Sicherheit, Effizienz und Vertrauen. 2026 wird zeigen, wer diese Chance nutzt.

Pantelis Astenburg ist Vice President Global Sales DACH von Versa Networks.

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